Transplantionsmedizin - Sa JA zur Organspende

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Transplantionsmedizin

Organspende als Chance für das Leben

Die Transplantation verschiedener Organe hat zwischenzeitlich zu einer dramatischen Verbesserung sowohl der Lebensqualität als auch der Lebenszeit von Patienten mit Organerkrankungen geführt. Die Routine sowohl in den chirurgischen Techniken als auch die enorme Verbesserung der Medikamente zum Erhalt eines transplantierten Spenderorgans hat die Transplantationsmedizin als standardisiertes Routineverfahren in der Medizin ermöglicht und ist heute der Goldstandard in der Therapie vieler Organerkrankungen im Endstadium. Dieses wiederum rechtfertigt zum Beispiel in bestimmten vererbten Erkrankungen, deren Symptome durch die Synthese von Proteinen der Leber bestimmt werden, eine Lebertransplantation als kurative praktizierte Gentherapie durchzuführen.  

Trotz dieser Erfolge versterben zunehmend mehr Patienten auf den Wartelisten für die Transplantation. Ursache ist die zu geringe Organspendebereitschaft in Deutschland. Die Diskrepanz zwischen der Zahl der Patienten auf der Warteliste und den realisierten Transplantationen wird immer größer.

Bei Nierenerkrankungen kann zwar mit der Dialyse die Wartezeit überbrückt werden; bei den heutigen langen Wartezeiten (ca. 6 Jahre!) versterben dennoch viele Dialysepatienten auf der Warteliste. Die Möglichkeiten beim Leberversagen sind demgegenüber trotz neuester Möglichkeiten des Einsatzes von Leberersatzverfahren, der Anlage eines transjugulären portosystemischen Shunts, optimierter endoskopischer und therapeutischer Verfahren sowie ernährungsmedizinischer Interventionen begrenzt. Auch bezüglich der Herztransplantation ist die Situation auf der Warteliste sehr angespannt. Selbst bei Patienten, die sich auf der Intensivstation im akuter Lebensgefahr befinden, und deren Wartelistenstatus aufgrund der lebensgefährdeten Situation hochgestuft werden kann, beträgt die Wartezeit bis zur rettenden Herztransplantation zuweilen noch mehrere Monate. Die Überbrückung zur Herztransplantation durch den Einsatz eines Kunstherzens ist zudem nicht so einfach möglich wie z.B. Dialysetherapie. Der Einbau eines Kunstherzens ist ein sehr großer herzchirurgischer Eingriff, der nur bei bestimmten Patienten möglich und mit einem sehr hohen Risiko verbunden ist.
Bedauerlicherweise stellt insbesondere das mit ca. 18,5 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen das Schlusslicht bei den Spenden dar. Lediglich 156 Menschen spendeten Organe und schenkten hierdurch Kranken eine neue Chance für das Leben. Bundesweit warten rund 12.000 schwer kranke Menschen auf eine Transplantation, alleine 2.500 davon in Nordrhein-Westfalen. Diese niedrige Spendenzahl in NRW führte zu einem bundesweiten Rückgang der Organtransplantationen. Umso mehr ist es erforderlich, die lokale und überregionale Spendebereitschaft zu verbessern.

Was sind die Ursachen für die abnehmenden Spenderzahlen?
Umfragen ergeben, dass die überwiegende Mehrheit Befragter bereit für eine Organspende ist, so dass mangelnde Spenderbereitschaft in der Bevölkerung eigentlich kein Problem darstellen sollte. Zudem wurde 1997 ein Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz – TPG) vom Deutschen Bundestag beschlossen. Dieses Gesetz verpflichtet Krankenhäuser zur Mitteilung von potentiellen Organspendern. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) hat in den letzten Jahren die erforderlichen Strukturen geschaffen, um ihren gesetzlichen Auftrag zur Koordinierung der Organspende zu erfüllen. Die DSO ermöglicht es, die Organspenden in jedem Krankenhaus umzusetzen. Trotz dieser Maßnahmen sind allein in Nordrhein-Westfalen lediglich ein Drittel der Krankenhäuser an der Meldung von Organspendern beteiligt! Dieses wiederum bedeutet, dass zwei Drittel aller Krankenhäuser im Jahre 2004 keine potentiellen Organspender gemeldet haben. Während der überwiegende Teil an Spenden in Krankenhäusern der Maximalversorgung realisiert wird, nehmen Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung eine untergeordnete Rolle hierfür ein. Dennoch ist ein Beitrag eines jeden Krankenhauses erforderlich und wie oben beschrieben sogar gesetzlich vorgeschrieben! Jeder Spender zählt. Jeder Spender ermöglicht die Chance zum Leben erkrankter Patienten. Sehr bedauerlich ist zudem auch das die großen Uni-Kliniken in NRW im Vergleich mit nicht universitären Krankenhäusern bei der Meldung von Spendern schlecht abschneiden.

Die DSO hat Organisationszentralen in Nordrhein-Westfalen sowohl in Düsseldorf und Münster als auch in Köln und Bonn geschaffen, hat eine 24-stündige Bereitschaft und ist unter der Telefonnummer 0800-3311330 kostenlos für alle Fragen zu erreichen. Neben dieser 24-stündigen Erreichbarkeit eines Koordinators zur Meldung eines Organspenders bietet die DSO u.a. folgende zusätzliche Unterstützungen an: vorheriges orientierendes Konsil, Vermittlung eines neurologischen Konsiliarius zur Unterstützung bei der Hirntoddiagnostik, Gespräch mit den Angehörigen (optimalerweise zusammen mit dem behandelnden Arzt), Koordination der Organspende vor Ort, Informationsveranstaltungen (z. B. im Rahmen einer abteilungsinternen Fortbildung). Zusätzlich gibt es zahlreiches Informationsmaterial wie z.B. den "DSO-Ordner Organspende" als Zusammenstellung aller Informationen zu den Abläufen (Voraussetzungen, Kontraindikationen, gesetzliche Bestimmungen, Hirntoddiagnostik, Zustimmungsregelung, organprotektive Therapie u. a.) und die Broschüre für Angehörige von Organspendern "Im Tod Leben schenken" (www.dso.de). Für das klinische Personal gibt es u.a. das Angebot eines Seminars "Organspende und der Umgang mit trauernden Angehörigen" für Ärzte und Pflegende in Intensivmedizinischen Arbeitsbereichen (EDHEP - European donor hospital education programme). Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat u.a. die Materialien Organspendeausweis, die Broschüren "Wie ein zweites Leben" (Informationen über Organspende für Laien, mit Spendeausweis) und "Organspende - eine persönliche und berufliche Herausforderung" (für medizinisches Fachpersonal) herausgegeben (www.bzga.de).

Das Universitätsklinikum Münster ist bemüht, sowohl in der Öffentlichkeitsarbeit als auch in der Verbesserung der internen Strukturen die Verwirklichung von Organspenden zu erhöhen. Am UKM steht das breite Spektrum der verschiedensten Organtransplantationen für Patienten zur Verfügung. Insgesamt konnten bis einschließlich im Jahre 2004 1.125 Transplantationen erfolgreich durchgeführt werden. Das UKM strebt eine Intensivierung in der Öffentlichkeitsarbeit sowohl in der Bevölkerung als auch bei den Mitarbeitern an. Die Kontakte zur DSO sowie optimierte Interaktionsabläufe sollen das Spenderpotential erhöhen.
Je eher z.B. eine Nierentransplantation durchgeführt wird und je kürzer die Wartezeit an der Dialyse ist, umso günstiger ist die Prognose ein langes Transplantat und Patientenüberleben. Unter Umständen können Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz sogar noch vor Einleitung einer Dialysetherapie eine Niere von einem Angehörigen durch eine sogenannte Nierenlebendspende bekommen. Daher ist es wichtig, die Patienten und die Angehörigen über diese Möglichkeit aufzuklären.
Trotzdem gibt es deutlich Defizite im UKM bei der Meldung potentieller Organspender, wie in der DSO-Statistik eindrucksvoll belegt. Hier gilt es ärztliches und pflegerisches Personal gezielt zu schulen. Interessanterweise gibt es auf der Homepage des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (www.dbfk.de) keinerlei Hinweise oder Richtlinien bezüglich Hirntod oder Organspende. Gerade das frühzeitige Gespräch mit den nächsten Angehörigen des potentiellen Organspenders muß gesucht werden, damit es zu einer deutlichen Verbesserung des Spenderaufkommens kommt. Durch intensive Fortbildung müssen jegliche Aversionen bezüglich transplantierenden Ärzten und der gesetzlich definierten Hirntoddiagnostik vermieden werden.
Um den neuen Anforderungen der Transplantationsmedizin gerecht zu werden und um die Organspende noch erfolgreicher einsetzen zu können, wurde z.B. am UKM erstmalig in Deutschland eine interdisziplinäre Struktur für das Programm der Lebertransplantation geschaffen. Eine eigens für die Transplantationshepatologie eingerichtete Professur soll diesen Schwerpunkt sowohl in der Klinik als auch in der Forschung und Lehre, aber auch in der Öffentlichkeit intensivieren. Die zunehmende Spezialisierung in diesen Transplantationsprogrammen hat zu neuen multimodalen Therapieschemata geführt. Patienten, die auf eine Transplantation warten, können somit in einem medizinisch noch besseren Zustand zur Transplantation herangeführt werden, zugleich wird durch die spezialisierte Nachbetreuung in den verschiedenen Transplantationsambulanzen ein langfristiger Transplantationserfolg sichergestellt. Die neuesten Erkenntnisse in der Pathophysiologie der verschiedenen Organerkrankungen haben sowohl zu exakteren Indikationsstellungen zur Transplantation als auch zum besseren Abschätzen des zeitlichen Verlaufes für den Transplantationszeitpunkt geführt. So werden neuerdings insbesondere die vielfältigen Indikationen der Transplantation genetischer Leber- und Stoffwechselerkrankungen am UKM speziell berücksichtigt und die sog. Domino-Lebertransplantation durchgeführt. Hierbei handelt es sich um die Wiederverwendung des Leberorgans für die Transplantation im Falle seltener genetischer Erkrankungen.  

Diese Bemühungen sind wir den Spendern schuldig, um zeitnahe Transplantationen zu ermöglichen und optimale Bedingungen für die Empfänger zu schaffen. Rechtlich gesehen macht sich eine Klinik, die der Mitteilungspflicht im Rahmen des TPG nicht nachkommt, straffällig und ist schadensersatzpflichtig. Zudem kann bei Nichtbeachtung des TPG bei jedem beteiligten Arzt mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde geahndet werden. Hervorzuheben ist dabei, daß bereits dann der Tatbestand der Straftat als erfüllt anzusehen ist, wenn der zuständige Arzt keinerlei Aktivitäten an den Tag legt - wie z.B. Befragung von Patienten über Spendewilligkeit - um potenzielle Spender überhaupt zu ermitteln. Die Chancen und die erreichten Erfolge der Transplantationsmedizin rechtfertigen und belohnen diese Bemühungen. Die Transplantationsmedizin ist eine gemeinschaftliche Aufgabe, die die Mitarbeit jedes Einzelnen erfordert.
Die Verfasser bedanken sich bei allen, die sowohl die Bemühungen zur Verbesserung der Organspenden unterstützen als auch zur Verbesserung in der Transplantationsmedizin beitragen. Im Namen des Transplantationsteams des UKM zeichnen


Prof. Dr. H. H.-J. Schmidt
Prof. Dr. N. Senninger
Priv.Doz. Dr. B. Suwelack
Prof. Dr. H. Pavenstädt
Prof. Dr. H. H. Scheld



Kontaktadresse:

Organisationszentrale Transplantationszentrum
Münster e.V.

Albert-Schweitzer Str. 33
48149 Münster

Tel.: 0251-83-47542
Fax: 0251-83-45107

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